Wie Kriege der Umwelt schaden

    Wo Kriege herrschen, leiden nicht nur die Menschen. Auch die Umwelt ist oft stark betroffen. Überlegungen aus aktuellem Anlass. 

    Dr. Adrian Schoop ist Unternehmer und FDP-Grossrat.

    Der Krieg in der Ukraine ist eine Katastrophe. Zuallererst für die betroffen Bevölkerung. Putins Feldzug bringt Tod und Zerstörung über die Bewohner eines souveränen Staates, missachtet dessen Souveränität und territoriale Integrität. Es ist richtig, dass wir den Kriegsflüchtlingen Schutz bieten. Zwar fallen Kriegsflüchtlinge nicht per se unter das Asylgesetz, das für politisch Verfolgte gedacht ist. Doch der Bundesrat hat erstmals den sogenannten Schutzstatus S aktiviert, der rasch und unbürokratische Hilfe verspricht. Das hat nicht in allen Fällen einwandfrei funktioniert, ist aber grundsätzlich zu begrüssen. Das sind wir unserer humanitären Tradition schuldig. 

    Die notleidenden Menschen zu helfen, ist das Vordringlichste. Doch nicht nur sie sind von Kriegshandlungen betroffen, auch die Umwelt wird dadurch oft geschädigt. Aktuell erreichen uns aus der Ukraine und aus Russland Bilder von brennenden Treibstofflagern, Chemiefabriken und Industrieanlangen. Eine besondere Gefahr sind Atomwaffen und Kernkraftwerke. Auch hier wurde aus der Ukraine ein Brand gemeldet. Im Land der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl löst dies besondere Ängste aus. 

    Entlaubte Wälder, brennende Ölfelder
    Die Geschichte der Menschheit ist voll von Beispielen solcher Zerstörungen. Der Dreissigjährige Krieg im 17. Jahrhundert hat weite Landstriche Europas verwüstet und Felder und Ernten zunichtegemacht. Im Zweiten Weltkrieg brannten ganze Städte aus. In den Kriegen um Kuwait und den Irak wurden Ölfelder in Brand gesteckt. In Syrien wurden Raffinieren beschossen. Ein besonders augenfälliges Beispiel war der Einsatz von Agent Orange im Vietnamkrieg. Die Amerikaner besprühten damit aus der Luft den Urwald, um ihn zu entlauben und so die Verstecke des kommunistischen Vietcongs zu entdecken. Die giftige Entlaubungsmittel zerstörte dabei auch die Landwirtschaft. 

    Wenn wir die verschiedenen Vorfälle betrachten, so fällt auf, dass neben der teilweise beabsichtigten Umweltzerstörung im Krieg vor allem Kollateralschäden auftreten: Die Kriegsparteien nehmen billigend in Kauf, dass neben den Menschen auch die Natur in Mitleidenschaft gezogen wird. Denn auch für Tier- und Pflanzenarten stellen die bewaffneten Konflikte eine Bedrohung dar. 

    Umweltschäden als Konflikttreiber
    Es gibt aber auch das umgekehrte Phänomen: Umweltprobleme wie der Klimawandel, Dürren oder Trockenheit können zu bewaffneten Konflikten führen. Die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung spricht in diesem Zusammenhang vom Klimawandel als «Risikomultiplikator und Konflikttreiber». Aus der Sahelzone werden vermehrt gewalttätige Auseinandersetzungen gemeldet. Im Nahen Osten gibt es Spannungen um die Ressource Wasser. Die Liste liesse sich verlängern. 

    Was ist gegen die zerstörerischen Auswirkungen von Kriegen auf Menschen und Umwelt zu tun? Das Bewusstsein für die Problematik ist in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Eine der ersten Organisationen, die sich damit auseinandersetzten, war das zu Beginn der 1990er Jahre gegründete Internationale Grüne Kreuz. Kräfte waren Michail Gorbatschow und der Schweizer Politiker Roland Wiederkehr. Das Grüne Kreuz verfolgt ein doppeltes Ziel: Es will in jenen Regionen helfen, in denen Umweltzerstörungen als Folge von Kriegen auftreten. Und es will zur Lösung von Konflikten beitragen, die durch Umweltzerstörungen verursacht werden. 

    Was wir tun können
    Die negativen Auswirkungen auf die Umwelt sind ein Aspekt des Horrors namens Krieg. Wir können sie nicht isoliert betrachten, sondern müssen alles unternehmen, damit Aggressionskriege verhindert und gestoppt werden können. Dafür braucht es eine funktionierende internationale Strafjustiz, welche die Verantwortlichen – also die Mächtigen dieser Welt – konsequent zur Rechenschaft zieht. Es braucht aber auch ein Umdenken von uns allen: Wir müssen aufhören, den Krieg zu akzeptieren und als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln zu sehen. Wenn wir Kriege endlich eindämmen können, hilft das allen – den Menschen, aber auch der Umwelt. 

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